Weltethos-Institut Jahresbericht 2022

JAHRESBERICHT 2022 – Weltethos und die Wissenschaften
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Editorial
2022 war noch immer geprägt von der Corona-Epidemie. Wir hatten intensive öffentliche Diskussionen über die Rolle der Wissenschaft in ihrer Hilfestellung für politische Entscheidungen. Die Ableitung von Maßnahmen aus wissenschaftlichen Erkenntnissen ist aber selbst nicht Wissenschaft, sondern eben Politik. Aber wie viel Spielraum bleibt? Wo fließen Charakterzüge wie Vorsicht oder Risikobereitschaft in Empfehlungen von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern ein? Welche Rolle hat überhaupt Wissenschaft?

Aus diesen Gedanken heraus entstand das Jahresthema 2022 des Weltethos-Instituts: „Weltethos und die Wissenschaften“. Wir haben uns gefragt, was „Werturteilsfreiheit“ heute noch bedeutet und wie wir „Responsible Science“ verstehen wollen. Wo liegt die Grenze zwischen Wissenschaft und Aktivismus, zwischen zivilgesellschaftlichem Engagement und wissenschaftlicher Forschung? Wir haben dazu ein Stadtgespräch organisiert und eine Tagung veranstaltet, die gemeinsam mit dem Forschungsinstitut für Philosophie in Hannover und dem Institut für Sozialstrategie stattfand.

Zugleich haben wir begonnen, unser Leitbild in die Tat umzusetzen. So konnten wir ein Manual möglicher Welt­ethos-Methoden fertigstellen. Wir konnten neue Welt­ethos-Ambassadors gewinnen und einen Weltethos Community Tag durchführen. Aber noch mehr: erstmals haben wir einen Preis für ethisch sensible Start-up -Unternehmen ausgeschrieben und im Rahmen des erstmalig stattfindenden „Weltethos Pitch Days“ überreichen dürfen. Es war ein spannender Tag mit überzeugenden Finalistinnen und Finalisten! Mit über 30 Bewerbungen hatten wir guten Zuspruch für eine Idee, die es in dieser Form zuvor nicht gab: Gründungsunternehmen auszuzeichnen, die ethische Fragen schon in ihrem Geschäftsmodell berücksichtigen („ethics by design“).

Die Fokussierung unserer Aktivitäten führte außerdem zu verstärkter Resonanz auch im Bereich Forschung. Im Jahr 2022 konnten über 20 Fachpublikationen und drei neue Bücher vorgelegt werden: „Finanzmarkt und Ethik“ von Bernd Villhauer und „Digitale Kompetenz im Beruf“ von Ulrich Hemel, gemeinsam mit Sebastian König und Simon Drescher. Außerdem führte das neue Lieferkettengesetz zu vielfältigen Diskussionen, die wir im Rahmen einer Veranstaltungsreihe mit weiteren Partnern aufgegriffen und in Buchform unter dem Titel „Globalisierung, Menschenrechte und Wirtschaft“ dokumentiert haben.

Dass die Arbeit des Weltethos-Instituts auch von außen wahrgenommen wird, zeigt sich nicht nur an einer Vielzahl von externen Vortragsanfragen und Veranstaltungen, sondern unter anderem am abgeschlossenen Kooperationsvertrag mit der USIL-Universität Lima/Peru. Dort soll 2023 ein Lehrstuhl zum Thema „Weltethos und inklusive Entwicklung“ eingerichtet werden, ein Beispiel für die Ausstrahlung der Weltethos-Idee.

In diesem Zusammenhang fragen wir uns auch, wie wir weltweit zu einem neuen System wirtschaftlicher Verantwortung gelangen können und haben dazu die Frage nach einer menschenwürdigen Globalisierung im Zusammenspiel wirtschaftlicher, ökologischer und sozialer Fragen intensiv gestellt. Die Resonanz, die wir zu diesen Fragen finden, ermutigt und beflügelt uns, die Impulse aus der Weltethos-Idee auch weiterhin konsequent aufzugreifen und weiter zu entwickeln.
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